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Fritz Haas

Schreinermeister Fritz Haas (Schreiner Fritz), geb. 05.08.1939

(Interview vom März 2023)

Edelsfelder Handwerkergeschichten

Jakob Haas aus Freihung gründete 1878 die Schreinerei Haas in Edelsfeld.

Der Dorfschreiner machte auch die Särge, das musste schnell gehen. Aufbahrung bis zu Beerdigung im Haus des Toten. Leichenfrauen halfen beim Ankleiden.

Leichbeterin kündigte Beerdigung an; Neugierige Leichenfrau aus Eschenfelden; Leerer Sarg aus Nürnberg.

Den Sargtransport zum Friedhof/zur Beerdigung übernahm westl. von Edelsfeld der Inta-Wirt, die andere Seite der Iwa-Wirt. Dort fand dann auch der Leichtrunk statt. Kirchenchor ging hinter dem Sargfuhrwerk zu Fuß vom Sterbeort zum Friedhof.

Bei Kriegsveteranen spielte Sulzbacher Bergknappenkapelle zur Beerdigung: Erst traurig, später lustig.

1971 übernahm Fritz Haas die Schreinerei, aber erst musste er einen Sohn zeugen.

Alter Haas-Schreiner wurde trotz Armprothese noch 1943/44 zum Kriegsdienst eingezogen. Gefangenschaft in Oklahoma/U.S.A. Seinen „Austrag“ hat er genau geregelt, ebenso seine Beerdigung (1989).

Der alte Schreiner hatte eine „nasse Kehle“ – alle umliegenden Wirtshäuser besucht.

Geschäftsleute gingen am Sonntag zum „Geschäftstrinken“ in Wirtshäuser, die bei ihnen Kunden waren.

Bauernsöhne gingen nach dem Krieg zum arbeiten in die Maxhütte, machten Landwirtschaft nur noch nebenbei. Das brachte Geld ins Dorf.

Am Stammtisch durften nur Handwerker und große Bauern sitzen. Fritz durfte erst als ausgelernter Geselle ins Wirtshaus gehen. 1954 kostete eine Halbe Bier 45 Pfennige.

Anrückende Amis wurden von Edelsfeld aus beschossen – angeblich von SS´lern. Diese äscherten daraufhin mit Brandbomben fast das ganze Dorf ein.

Wollner-Mutter fand kurz nach Kriegsende (1945) eine Eier-Handgranate der Amerikaner. Diese explodierte in ihrer Hand, Kinder mussten zusehen.

Harte Zeit nach Edelsfelder Kriegsbrand 1945 – Eine Kuh ernährte die Schreinerfamilie und es wurde Schwarzgeschlachtet.

Alter Schreiner hat Schnaps gebrannt – Tipp von Kriegsgefangenen. Diese bauten auch Tabakpflanzen im Garten an.

Viele Flüchtlinge und Vertriebene nach 1945 in Edelsfeld: Das Heiraten zwischen ihnen und Einheimischen war schwierig!

Fritz Haas übergibt 2007 die Schreinerei an Sohn Udo. Das Bestattungsunternehmen führt Sohn Stefan Haas. Das Schreinerhandwerk auf dem Land ist mittlerweile fast zum Erliegen gekommen.

Christa Haas (geb. 1948) lernte Fritz 1974 im Leichenauto kennen – auf Fahrt ins Nürnberger Krematorium – mit kleiner „Schummelei“.

Christa Haas arbeitete in Hersbrucker Buchhandlung, Fritz rief sie oft an. Ausgehen fern von Edelsfeld.

Heirat 1977 und Familiengründung. Vielfältiges Engagement der Neu-Edelsfelderin.

Enkel Dominik Haas interessiert sich für Ahnenforschung und Heimatgeschichte.

Dominik wird Vermessungsingenieur statt Schreiner. Ist auch Jugendbeauftragter von Edelsfeld.

Zu den Bildern...

1. Bild: Familie Haas und Enkel Dominik Haas.

2. Bild: Evi Strehl beim Interview mit Fritz und Christa Haas in Edelsfeld.

3. Bild: Familie Johann Haas circa um 1944: Von links nach rechts: Mutter Margarete Haas, geb. Schweininger (1914-1972), Erika Raum, geb. Haas (*1940), Fritz Haas (*1939) und Vater Johann Haas (1909 – 1989). Später kamen noch Hans (*1946) und Georg (*1950) dazu.

4. Bild: Das Anwesen der Schreinerei Haas um 1958. Rechts am Wohnhaus wird die neue Werkstatt gebaut, die mittlerweile schon wieder abgerissen wurde.

5. Bild: Die Schreinerei Haas heute.

6. Bild: Die junge Familie Haas um 1981: Fritz und Christa Haas mit ihren Söhnen Udo und Stefan. Tochter Susanne kam erst 1986 zur Welt.

7. Bild: Blick in die heutige Schreinerwerkstatt Haas.

8. Bild: Schreinermeister Fritz Haas in seiner Werkstatt.