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Robinie Robinia pseudoacacia

Die Robinie stammt aus Nordamerika und wird in Europa seit über 400 Jahren angebaut.
Als äußerst lichtbedürftige Pionierbaumart wächst sie auf einer Vielzahl von Standorten. Sie findet als Park- und Stadtbaum Verwendung.
Im Klimawandel ist sie insbesondere dort eine interessante Alternative, wo andere Baumarten an ihre Grenzen stoßen. Robinien können Luftstickstoff binden und so zur Bodenverbesserung beitragen. Sie ist auch bei hohem Wärmegenuss weiterhin eine risikoarme Alternative.
Ihre potentielle Invasivität auf Trocken- und Magerrasenstandorten außerhalb des Waldes sollte allerdings beim Anbau berücksichtigt werden.

Verbreitung

Verbreitung

Ihr natürliches Verbreitungsgebiet hat die Robinie im Osten der USA. Dort teilt sich das Areal in zwei große Vorkommen im Landesinneren. Im Osten erstreckt sie sich über die Appalachen von Pennsylvania bis nach Alabama. Westlich des Mississipi kommt sie vor allem auf dem Ozark-Plateau in Arkansas, Missouri und Oklahoma vor, dazwischen sind kleinere isolierte Populationen bekannt. In ihrem Ursprungsgebiet kommt sie in Höhen von 150 bis knapp über 1.600 m in den Appalachen vor.

In Europa ist die Robinie in fast allen Ländern verbreitet. Ein Anbauschwerpunkt liegt in Ungarn, wo sie auf rund 420.000 ha (etwa 22 % der Waldfläche) stockt. Auch in Frankreich und Rumänien wird sie häufig angebaut. Ihre vertikale Verbreitung in Europa reicht vom Meeresspiegel bis auf 1.650 m in den Südalpen.

Die Robinie umfasst etwa 0,3 % der Waldfläche in Deutschland mit Schwerpunkten in Brandenburg, Sachsen- Anhalt und Rheinland-Pfalz. In Bayern bedeckt sie ungefähr 0,05 % der Waldfläche (ca. 1.200 ha), in Mittelfranken ist sie häufiger zu finden. Außerhalb des Waldes kommt sie entlang von Straßen, Bahndämmen oder auf Brachen oft vor.

Aufgrund der ausgeprägten genetischer Diversität zwischen einzelnen Populationen und ihrer starken Neigung zur Bildung von Zwischenformen werden bei der Robinie vor allem Wuchs- und Habitustypen unterschieden, die nicht unmittelbar auf genetischen Analysen basieren. Dabei scheint die Varietät rectissima des Pinnata-Typus besonders geradschaftig und wüchsig zu sein.

Quelle: Thurm et al. (2018)

Arteigenschaften

Arteigenschaften

Die Robinie ist eine raschwüchsige, lichtbedürftige Baumart mit relativ kurzer Lebensdauer. Sie keimt sehr gut auf Rohböden. Allerdings ist sie sehr anfällig gegen Spätfrost.

Klima

Klima

Die europäische Klimahülle der Robinie ist an den warmen und trockenen Rändern mit der Klimanische der Traubeneiche vergleichbar. Charakteristisch ist bei der Robinie aber die Ausdehnung im feucht-warmen Bereich. Tatsächlich hat sie sich in ihrer Heimat an ein relativ feuchtes Klima mit heißen Sommern angepasst. Diese Vorliebe wird auch in den europäischen Anbaugebieten durch den Verbreitungsschwerpunkt im Bereich zwischen 17,5 und 20 °C Sommertemperatur deutlich. Daneben gibt es aber in Europa den Anbau auch im warm-trockenen Klima. Der Sommerniederschlagsbereich reicht von 175 – 230 mm.

Im Klimawandel kommt es mit voranschreitender Erwärmung zu einer zunehmenden Überschneidung der Klimanische der Robinie mit der Klimahülle Bayerns. Im kalt-feuchten Gebirgsbereich bleibt sie auch bei starker Klimaerwärmung ausgeschlossen.

Wasser und Boden

Wasser und Boden

Die Robinie hat einen hohen Anspruch an die Bodendurchlüftung. Stark ausgeprägte stauwasserbeeinflusste Standorte sowie die Überflutungsbereiche sind nicht geeignet. Mäßiger Wassereinfluss und Standorte mit Wasserzug werden toleriert.

Die Robinie hat eine hohe Standortstoleranz, bevorzugt aber basenreichere Böden. Mit freiem Kalk im Oberboden kommt sie gut zurecht. Stark verdichtete Böden werden nur mäßig durchwurzelt. Als Schmetterlingsblütler ist die Robinie in der Lage, mit Hilfe von Knöllchenbakterien Luftstickstoff zu fixieren und dadurch arme Standorte mit Stickstoff anzureichern und damit aber auch ökologisch zu verändern.

Die Anspruchslosigkeit der Robinie erklärt u. a. die Erfolge bei der Kultivierung von Aufschüttungsböden (z. B. Kippen und Halden). Wegen ihrer stickstoffreichen Blätter ist ihre Streu sehr leicht abbaubar und trägt zu Bodenverbesserung bei.
Bei von hohen Stickstoffeinträgen geprägten Standorten ist vom Anbau aus Boden- und Wasserschutzgründen abzuraten. Wegen ihres relativen hohen Lichtbedarfs hat sich in Mitteleuropa die Mischung mit anderen Licht- und Halbschattba umarten wie Trauben-, Stieleiche, Kiefer oder Sommerlinde bewährt.

Anbaurisiko

Anbaurisiko

Die Prognose für die Robinie im Klimawandel ist positiv. Ihre derzeitige und zukünftige Eignung wird lediglich standörtlich durch ihre Ansprüche hinsichtlich der Basensättigung eingeschränkt, wie z. B. in den ostbayerischen Grenzgebirgen und im Spessart.

Sie ist auch bei hohem Wärmegenuss und zumindest ausreichender Basenversorgung im Unterboden weiterhin eine risikoarme Alternative. Dies gilt auch für die wärmsten Regionen Bayerns, wo die waldbaulichen Optionen aufgrund des Klimawandels deutlich eingeschränkt sind.

Quelle: BaSIS, Bayerisches Waldinformationssystem (BayWIS)

Leistung

Leistung

Da die Robinie auf einer Vielzahl von Standorten stocken kann, sind ihre Zuwachsleistungen sehr variabel. Neben mattwüchsigen, strauchartigen Wuchsformen auf Grenzstandorten erzielt sie auf besten Standorten Zuwachsleistungen auf einem Niveau vergleichbar mit Vogelkirsche, Hainbuche oder Sandbirke. Aufgrund ihres Pioniercharakters besitzt sie ein sehr rasches, aber früh kulminierendes Jugendwachstum, wodurch die maximal möglichen Endhöhen von über 30 m schnell erreicht werden.

Holzverwendung

Holzverwendung

Das Holz der Robinie ist dem unserer heimischen Eichenarten in seinen physikalischen und technischen Eigenschaften sehr ähnlich, übertrifft diese jedoch in Dichte und Festigkeit.

Holzeigenschaften:

Das grünlich-braune Kernholz lässt sich gut vom gelblichen Splint unter scheiden. Robinienholz ist ringporig und mit einer mittleren Rohdichte von rund 770 kg /m³ sehr hart. Es ist witterungsfest und unempfindlich gegenüber holzzer störenden Pilzen und Insekten.

Verarbeitbarkeit:

Es ist leicht zu schnitzen, drechseln und lackieren, allerdings lässt es sich schlecht nageln, es schwindet und reißt beim Trocknen.

Einsatzbereiche:

Das Holz der Robinie wird zur Herstellung von Furnieren, Möbeln, Sperrholz, Bodenbelägen, Werkzeuggriffen sowie beständigen Pfählen, Pfosten, Palisaden und Masten genutzt. Im Außenbereich lässt es für den Schiffs- und Brückenbau sowie für Spielplätze und Gartenmöbel verwenden. Auch die Gewinnung von Zellstoff und Energieholz – häufig aus Kurzumtriebsplantagen – ist wirtschaftlich interessant.

Waldschutz

Waldschutz

Die Robinie ist aus Sicht des Waldschutzes außerhalb ihres natürlichen Verbreitungsgebiets bisher unauf fällig. Eine intensive Weißfäule verursacht der Eschenbaumschwamm an Robinien. Er gilt als Wundparasit, der junge Bäume im Wurzelhals bereich nach Ver letzungen infizieren kann. Ebenfalls Weißfäule können Feuerschwämme aus der Gattung Phellinus und Lackporlinge aus der Gattung Ganoderma verursachen. An älteren Robinien ruft der Schwefelporling Braunfäule hervor.

Durch das »neuartige« Triebsterben, ausgelöst durch wirtsunspezifische Pilze der Gattungen Fusarium und Nectria werden in den letzten Jahren zunehmend Jungbestände geschädigt. Der Befall durch Insekten spielt bisher bei uns eine untergeordnete Rolle. An der Robinie treten zwei Miniermotten auf: Phyllonorycter robinella und Parectopa robiniella, die sich anhand ihres Befallsbildes auf den Fiederblättchen unterscheiden lassen. Die erstmals 2006 in Deutschland nachgewiesene Robinien-Gallmücke verursacht vernachlässigbare Schäden. Die bisher bei uns bekannten biotischen Schaderreger schränken die Verwendung der Robinie nicht ein.

Bild: Schwefelporling

Artenvielfalt

Artenvielfalt

Das invasive Potenzial der Robinie sollte differenziert betrachtet werden. Während sie in geschlossenen Wäldern aufgrund ihrer Lichtbedürftigkeit und der dadurch geringen Konkurrenzkraft in der Regel kein invasives Verhalten zeigt, kann es auf trockenen und armen Offenlandstandorten und Eichentrockenwäldern hingegen zu einer starken Ausbreitung kommen. Durch ihre Fähigkeit zur Fixierung von Stickstoff ändert sie darüber hinaus den Bodenzustand.

Zahlreiche Insekten und Spinnentiere konnten an der Robinie nachgewiesen werden, ungefähr 40 Arten besiedeln sie dauerhaft. Darunter sind verschiedene Gallmilben, Blattkäfer, Schild- und Blattläuse oder Faulholzmotten. Ihre Blüten werden durch eine Vielzahl von Insekten bestäubt, unter Imkern gilt sie als sehr gute Bienenweide. Alle Pflanzenteile der Robinie sind giftig, besonders die Rinde und die Samen. Die Robinie wird gerne von Misteln befallen.

Waldbau

Waldbau

Lichtbedürftiger Pionier, bodenverbessernd, sehr verjüngungsfreudig, stockausschlagfähig, durch Wurzelbrut hohes Invasivitätspotenzial, bei Beschattung konkurrenzschwach. Zur Rekultivierung karger Standorte geeignet. Stammqualität stark von Herkunft des Pflanzgutes abhängig. Totasterhalter.

Verjüngung:

Aus Naturverjüngung, Pflanzung oder Saat. Hohen Lichtgenuss sicherstellen. Einbringung von Schattlaubholz sinnvoll.

Pflege:

Frühzeitige Sicherung von 100 – 150 Optionen einschließlich Mischbaumarten (Abstand 8 – 10 m). Gegen Ende bemessene Förderung von 100 – 150 Optionen. Erhalt der Kronenspannung. Eingriff nur, wenn Optionen gefährdet.

Durchforstung:

Bei Erreichen einer grünastfreien Schaftlänge von 6 – 8 m oder BHD 14 cm Umlichtung von 70 – 100 Z-Bäumen (Abstand 10 – 12 m) durch Entnahme der Bedränger. Begutachtung der Z-Bäume alle 5 Jahre. Erhalt von Unter- und Zwischenstand notwendig (Wurzelbrut). Gegebenenfalls Wertastung.