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Elsbeere Sorbus torminalis

Bisher ist die kalkliebende Elsbeere überwiegend in den warmen Regionen Bayerns zu finden und dort eher in trockenen Bereichen. Ihre Ansprüche an den Standort sind allerdings weniger speziell als dies oft vermutet wird. Sie kommt auch mit nur mäßig basenversorgten und tonigen Böden zurecht. Auf frischeren Standorten kann sie gegen dort konkurrenzstärkere Baumarten bestehen und gute Zuwächse leisten, wenn sie gezielt gefördert wird. Die Förderung auch älterer Elsbeeren ist aussichtsreich.
Als robuste Mischbaumart kann sie zur Stabilisierung insektengeschädigter Eichenwälder beitragen. Ihre Fähigkeit, Trockenheit zu ertragen, macht sie zu einem Hoffnungsträger im Klimawandel.

Verbreitung

Verbreitung

Das Verbreitungsgebiet der Elsbeere ist sehr zersplittert, Schwerpunkte finden sich vor allem in Frankreich, Italien und auf dem Balkan. Ihre nördliche Verbreitungsgrenze führt über England, Belgien und Bornholm nach Nordpolen, im Süden kommt sie bis Gibraltar, Sardinien, Sizilien, Griechenland, Nordsyrien und im Kaukasus vor, der auch die Grenze ihrer östlichen Verbreitung markiert. Vereinzelt ist sie auch in Nord afrika und im Iran zu finden. Im Westen stößt sie bis ins nördliche Portugal vor.

Die vertikale Verbreitung der Elsbeere liegt meist zwischen 100 und 900 m. Einzelne Populationen erreichen in Sizilien Höhen über 1.200 m, im Kaukasus über 1.500 m. Die höchstgelegenen Elsbeeren wurden im Iran und in der Türkei in über 2.200 m Höhe gefunden.
In Deutschland kommt die Elsbeere im warmen Südwesten häufiger vor. Schwerpunkte bilden hier Ober- und Mittelrhein, Mosel, Neckar, Schwäbische Alb, Kraichgau sowie die Region um Main und Tauber. In Bayern nimmt sie eine Fläche von insgesamt 670 ha (0,03 %) ein, hauptsächlich nördlich der Donau.

Besonders häufig ist sie auf der Fränkischen Platte und in der Schwäbisch-Fränkischen Alb anzutreffen. Vorkommen südlich der Donau liegen im oberbayerischen »Fünfseenland« (Region Ammersee und Starnberger See).

Quelle: Caudullo et al. (2017)

Arteigenschaften

Arteigenschaften

In ihren ökologischen Eigenschaften ist die Elsbeere dem Speierling ähnlich. Allerdings kommt die Elsbeere in allen Altersstufen mit deutlich weniger Licht aus als der Speierling.

Klima

Klima

Die Elsbeere besetzt eine Klimanische im warm-trockenen Bereich. Der Wärmebedarf ist aber nicht so stark ausgeprägt wie beim Speierling. Die Elsbeere kommt gut mit etwas geringen Januartemperaturen zurecht.

Bei der Elsbeere geht der Hauptverbreitungsbereich nicht über eine Sommertemperatur von 19,5 °C hinaus und der mittlere Anspruch an die Sommerniederschläge liegt bei 200 mm. In ihrem Verbreitungsschwerpunkt liegen die mittleren Januartemperaturen zwischen –6 und –1 °C.

In Bayern wird die prognostizierte Klimaänderung die Potenzialgebiete der wärmeliebenden Elsbeere deutlich vergrößern. Selbst die heute kalt-feuchten unteren bayerischen Gebirgslagen werden bei starker Klimaerwärmung von ihr besiedelt werden können.

Wasser und Boden

Wasser und Boden

Die Elsbeere ist nicht nur eine Baumart für die trocken-wärmsten Standorte. Gute Bodendurchlüftung ist bei ihr zwar eine günstige Voraussetzung für ideales Wachstum. Sie toleriert aber temporäre Vernässung und zeigt auf mäßig wechselfeuchten Standorten noch eine gute Wuchsleistung. Ausgeprägte Nassstandorte werden gemieden.

Die Elsbeere hat ein relativ breites Standortspektrum, bevorzugt aber kalkreiche, zumindest hoch basengesättigte Standorte. Mit nur mäßig basenversorgten Böden kommt sie noch zurecht, meidet aber saure Böden. Eine Stärke der Elsbeere ist ihre Fähigkeit, problematische, wechseltrockene Tonböden gut zu erschließen. Trotz des ledrigen Herbstlaubes wird die Streu verhältnismäßig rasch abgebaut.

Als konkurrenzschwache Halbschattenbaumart wird sie meist auf Standorte mit angespanntem Wasserhaushalt wie Humuskarbonatböden (Rendzinen) oder kalkhaltige Tonböden (Pelosole) verdrängt. Hier benötigt sie zwar weniger waldbauliche Konkurrenzregelung, jedoch fällt auch die Wuchsleistung geringer aus. Als Pionier wird die Elsbeere insbesondere von offenen Waldstrukturen und frühen Waldsukzessionsstadien begünstigt.

Anbaurisiko

Anbaurisiko

Die Prognose für den im Klimawandel ist sehr positiv. Ihre derzeitige und zukünftige Eignung wird lediglich standörtlich durch ihre Ansprüche an die Basensättigung eingeschränkt, wie z. B. in den ostbayerischen Grenzgebirgen. Auf dem Großteil der Waldfläche Bayerns ist sie aber auch bei hohem Wärmegenuss eine risikoarme Alternative, die den Vorteil bietet, in der Gegenwart schon auf großer Fläche anbauwürdig zu sein. So auch im südbayerischen Hügelland. Die Elsbeere verkraftet darüber hinaus eine stärkere Erwärmung als das bei der Darstellung des Anbaurisikos angenommene milde Szenario.

Quelle: BaSIS, Bayerisches Waldinformationssystem (BayWIS)

Leistung

Leistung

Bei einer konsequenten waldbaulichen Behandlung weist die Elsbeere in der Jugend eine anhaltende Wuchsdynamik auf. Insgesamt sind mittlere Zuwachsleistungen gut erreichbar. Aufgrund ihrer vergleichsweise hohen Schattentoleranz kann die Elsbeere gut als Mischbaumart in Eichen- und Edellaubmischwälder integriert werden. In Buchenwäldern setzt der Elsbeere die Buchenkonkurrenz unter aktuellen Klimabedingungen zu.

Holzverwendung

Holzverwendung

Furnierfähiges Wertholz höchster Qualität erzielt sehr hohe Preise.

Holzeigenschaften:

Das gelblich bis rötliche Holz der Elsbeere dunkelt oft bräunlich nach, Markflecken sind häufig. Es ist fein zerstreutporig, Kern- und Splintholz sind nicht farblich voneinander abgesetzt. Die Rohdichte beträgt rund 750 kg /m³. Es ist nicht witterungsfest, kaum dauerhaft gegen holzzerstörende Pilze. Aufgrund ihrer ähnlichen Holzeigenschaften wurden Elsbeere, Speierling, Wild- und Kulturbirne früher oft im Sortiment »Schweizer Birnbaum« zusammengefasst.

Verarbeitbarkeit:

Das Holz lässt sich gut drechseln, schnitzen, beizen und lackieren, ist fest und hart, aber elastisch, jedoch schwer zu spalten, mäßig zu verleimen, schwindet stark und neigt beim Trocknen zum Reißen und Werfen. Geriegeltes Holz ist im Gegensatz zum Ahorn unbeliebt, da sich gegenläufige Fasern beim Hobeln aufstellen.

Einsatzbereiche:

Hochwertiges Holz wird meist zu Furnieren verarbeitet, Sägeholz zu Möbeln und Musikinstrumenten. Es wird im Tischler- und Kunsthandwerk sowie im exklusiven Innenausbau verwendet. Auch die Fruchtnutzung für Edelbrände, Marmeladen und Arzneien ist wirtschaftlich bedeutsam.

Waldschutz

Waldschutz

Bei der Elsbeere führen vor allem Pilze zu Schäden. Es gibt allerdings nur wenige spezialisierte Pilze. Die Elsbeere dient für verschiedene Rostpilze als Zwischenwirt. Besonders anfällig ist sie für die Verticillium-Welke, bei der einzelne Kronenteile bis zum ganzen Baum absterben können. Auch Schäden durch Phytophthora-Arten sind an Elsbeere nicht selten. Wurzel- und Stammfäulen werden bei der Elsbeere vor allem durch Hallimasch und verschiedene Porlinge ausgelöst. Eine Infektion mit Feuerbrand ist möglich.
Schadinsekten spielen an der Elsbeere derzeit nur eine untergeordnete Rolle. Meist treten Insektenarten auf, die auch an anderen Laubbäumen Schäden verursachen. Dazu zählen insbesondere Holzschädlinge wie Blausieb, Weidenbohrer, Runzeliger und Großer Obstbaumsplintkäfer sowie Ungleicher Holzbohrer.

Junge Elsbeeren werden stark vom Wild verbissen, oftmals fressen Wühlmäuse und Hasen Wurzeln und frische Triebe.

Artenvielfalt

Artenvielfalt

Die Elsbeere ist eine von Natur aus seltene Baumart in trocken-warmen Eichenwäldern und dort häufig mit ande ren wärme liebenden Mischbaumarten verge sell schaftet. Auch im Orchideen-Buchenwald kommt sie vor. Für Insekten sind insbesondere die Blüten der Elsbeere interessant, über 80 Arten wurden dort dokumentiert, vor allem Sandbienen, Schwebfliegen und Hummeln. Auch über 60 Schmetterlingsarten wurden an der Elsbeere beobachtet, die aber auch an anderen Laubbäumen auftreten können. Häufiger sind auch Gallmilben, Röhrenläuse, Blattroller, Rüsselkäfer oder Blattwespen anzutreffen. Von den rund 40 an Elsbeeren nachgewiesenen Pilzen sind die meisten Generalisten. An den typischen Standorten findet sich in den lichten Wäldern mit Elsbeere eine reichhaltige Bodenflora mit lichtbedürftigen Arten.

Die Früchte werden von Vogelarten wie Sing-, Rot- und Wacholderdrossel oder Rotkehlchen als Nahrung genutzt. Auch werden die Samen durch den Kot von Mardern, Fuchs und Dachs verbreitet.

Bild: Wacholderdrossel

Waldbau

Waldbau

In der Jugend schattenertragend. Naturverjüngung überwiegend aus Wurzelbrut und Stockausschlag.

Verjüngung:

Pflanzung oder Naturverjüngung. Hohe Lichtgenuss sicherstellen, Schattlaubholz beteiligen. Für Strauchhabitus (z. B. Waldrand) in jedem Bestandesalter vollständig umlichten.

Pflege:

Frühzeitige Sicherung von 100 – 150 Optionen einschließlich Mischbaumarten (Abstand 8 – 10 m). Gegen Ende bemessene Förderung von 100 – 150 Optionen. Erhalt leichter Kronenspannung zur Astreinigung. Eingriff nur, wenn Optionen gefährdet.

Durchforstung:

Bei Erreichen einer grünastfreien Schaftlänge von 4 – 6 m oder BHD von 14 cm starke Umlichtung von 50 – 100 Z-Bäumen (Abstand 10 – 15 m) durch Entnahme der Bedränger. Begutachtung der Z-Bäume alle 5 Jahre und gegebenenfalls Eingriffe. Bildet Wasserreiser. Erhalt des Nebenbestands. Eventuell Wertastung.