Die schnellwüchsige Vogelkirsche ist durch ihre Pioniereigenschaften auf sehr unterschiedlichen Standorten zu finden. Sie ist daher in einer Vielzahl von Waldgesellschaften eine öko logische und ästhetische Bereicherung.
Dicke gesunde Kirschenstämme sind bei Holzkäufern begehrt und werden gut bezahlt.
Deren Produktion gelingt vor allem auf Standorten mit guter Nährstoff- und Wasserversorgung und bei frühzeitiger und konsequenter Pflege. Die Vogelkirsche gilt als die Wüchsigste unter den heimischen Wildobstarten. Sie ist wärmeliebend und erträgt ein gewisses Maß an Trockenheit. Die Prognose für die Vogelkirsche im Klimawandel ist positiv.
Die Vogelkirsche ist in weiten Teilen Mittel-, Süd- und Südosteuropas verbreitet. Im Norden reicht ihr Verbreitungsgebiet über die Britischen Inseln nach Südskandinavien, im Osten erstreckt es sich bis in den Kaukasus, im Süden bis nach Nordafrika. Vermutlich wurde sie durch den Menschen vor allem nach Norden hin über ihr natürliches Vorkommen hinaus verbreitet.
Als kolline bis submontane Baumart kommt die Vogelkirsche meist von Meereshöhe bis etwa 800 m vor, erreicht aber vereinzelt auch Höhenlagen von 1.000 m im Bayerischen Wald oder 1.200 m im Schwarzwald. Vereinzelte Vorkommen liegen noch höher, z. B. im Kaukasus auf fast 2.000 m. In diesen Gebirgslagen wächst die Vogelkirsche jedoch nur noch strauchförmig.
Die Vogelkirsche kommt mit einem Flächenanteil von 0,36 % in ganz Bayern vor, bevorzugt aber die wärmeren Lagen in Franken, wie die Fränkische Platte, den Anstieg der Frankenhöhe und den Steigerwald.
Innerhalb ihrer europäischen Verbreitung sind für die Vogelkirsche drei Unterarten mit sieben Varietäten bekannt. Für die Fruchtproduktion werden in Bayern zwei Herkunftsgebiete mit Saatguterntebeständen ausgewiesen. Für die forstliche Verwendung stehen speziell auf Massen- und Wertleistung gezüchtete Hochleistungsklone zur Verfügung.
Quelle: Caudullo et al. (2017)
Die Vogelkirsche ist eine Edellaubbaumart mit breiter Klimanische. Sie bevorzugt Sommertemperaturen zwischen 16,5 und 18,5 °C und kommt bereits mit Sommerniederschlägen von 180 mm aus, geht aber weiter in die niederschlagreichen Gebirgslagen als der Feldahorn. Die Vogelkirsche kommt auch noch mit winterkalten Bedingungen < –4 °C zurecht. Im feucht-kalten Bereich in höheren Gebirgslagen kommt sie in Bayern bislang nicht vor.
Die Vogelkirsche reagiert empfindlich auf stark wasserbeeinflusste Standorte, mäßiger Wassereinfluss wird akzeptiert. Mit Trockenheit kommt sie gut zurecht. Voraussetzung für gutes Wachstum ist ein guter Bodenlufthaushalt.
Die Baumart stellt hohe Ansprüche an die Nährstoff- und Basenversorgung. Sehr saure Standorte, Rohhumus- und Sandstandorte sind nicht geeignet.
Die Baumart hat eine relativ kurze Lebenserwartung von 80 – 100 Jahren. Ab den Alter 80 setzt oft Stammfäule ein. Die Fäule und das flache Herzwurzelsystem macht sie anfällig für Sturmschäden. Das Laub zersetzt sich schnell und wirkt bodenverbessernd.
Ihre Fähigkeit, Tone zu erschließen, ist nicht sehr ausgeprägt.
Die Vogelkirsche ist oft an sonnigen Waldrändern zu finden, dort wo sie sich gegen andere Baumarten besonders gut durchsetzen kann. In bayerischen Waldgesellschaften kommt sie als Neben- und seltene Begleitbaumart in Laubmischwäldern wie in Waldgersten-Buchenmischwäldern, wärmeliebenden Sommerlindenmischwäldern und in Eichentrockenwäldern vor.
Die Prognose für die Vogelkirsche im Klimawandel ist ausgesprochen günstig.
Ihre derzeitige und zukünftige Eignung wird in erste Linie durch ihre sehr hohen Ansprüche hinsichtlich der Basensättigung eingeschränkt, wie z. B. in den ostbayerischen Grenzgebirgen und im Spessart.
Sie ist auch bei wärmeren Verhältnisse als heute weiterhin eine relativ risikoarme Alternative, soweit die Basensättigung ausreichend hoch ist.
Quelle: BaSIS, Bayerisches Waldinformationssystem (BayWIS)
Das goldbraune bis rötlich braune, auch grünstreifige Kernholz hebt sich gut vom gelblichen Splintholz ab. Arttypisch sind halbringporige Gefäße sowie zahlreiche feine Holzstrahlen. Das harte aber biegsame Holz besitzt eine mittlere Rohdichte von rund 630 kg /m³. Es ist wenig witterungsfest sowie kaum dauerhaft gegen holzzerstörende Pilze und Insekten.
Das Holz ist gut messer- und schälbar, leicht zu sägen, schleifen, verleimen und lackieren. Es schwindet mäßig bis stark. Nach einer langsamen Trocknung besitzt es ein verlässliches Stehvermögen.
Das Hauptprodukt hochwertiger Stämme sind Messerfurniere. Als Sägeholz zur Herstellung von Möbeln, Intarsien, Musikinstrumenten, Parkett und im hochpreisigen Innenausbau wird es gerne genutzt. Die Produktion von Früchten, die Erzeugung hochwertiger Spirituosen und die Verwertung für die Pharmaindustrie sind wirtschaftlich sehr bedeutsam.
Die Vogelkirsche wird von einer Vielzahl von pilzlichen Erregern befallen, die jedoch zumeist eher moderate Schäden verursachen. Pilze lösen Gnomonia-Blattbräune, Sprühfleckenkrankheit, Schrotschusskrankheit, Bleiglanz, Spitzendürre, Hexenbesen und Valsakrankheit an Holz, Ästen und Blättern der Vogelkirsche aus.
Insekten verursachen meist nur geringe Schäden, bei Massenvermehrungen ist Kahlfraß durch Schwammspinner und Kleinen Frostspanner möglich. In kleinerem Umfang treten gelegentlich Kirschblattwespe, Rindenwickler, Schwarze Süßkirschenblattlaus, Goldafter, Ringelspinner, Ungleicher Holzbohrer und Großer Obstbaumsplintkäfer als Schaderreger auf.
Als weitere wichtige Pathogene sind Viren wie Kirschenblatt rollvirus (CLRV) und Ringfleckenvirus (PNRSV), als bakterielle Erreger sind Bakterien- und Feuerbrand bekannt. Junge Vogelkirschen werden vom Wild verbissen und verfegt.
An Baumarten der Gattung Prunus tritt der einge schleppte invasive Asiatische Moschusbock seit einigen Jahren bei Rosenheim und Kolbermoor auf.
Die Vogelkirsche ist in vielen Waldtypen natürlicherweise als seltene Mischbaumart anzutreffen. Am häufigsten kommt sie in Bayern in Eichen-Hainbuchenwäldern vor, kann aber auch in Hartholzauwäldern, Schluchtwäldern und anderen Waldtypen beigemischt auftreten.
Dem Namen entsprechend verzehren fast 50 Vogelarten, v. a. Amsel, Singdrossel und Star, ihre Früchte und tragen dadurch – neben Eichhörnchen, Mäusen, Dachs oder Fuchs – zur oft kilometerweiten Ausbreitung ihrer Samen bei.
Die Bestäubung erfolgt durch Insekten, insbesondere Bienen und Hummeln. An der Vogelkirsche leben über 100 holzbesiedelnde Käferarten sowie verschiedene Splint-, Borken- und Prachtkäferarten. Bemerkenswert sind die farbenprächtigen Prachtkäferarten Kirschprachtkäfer und Glänzender Blütenprachtkäfer an der Vogelkirsche. Hirschkäfer nutzen den Saft reifer Kirschen zur Ernährung (»Kirschkäfer«). Auch Ameisen, Zikaden und Wanzen und verschiedene andere Wirbellose sind oft anzutreffen. Ungefähr 80 holzzersetzende Pilzarten besiedeln die Vogelkirsche, wobei der Pflaumenfeuerschwamm einer von wenigen Spezialisten an Prunusarten ist.
Bild: Kirschprachtkäfer
Frühstarter, sehr lichtbedürftig, Totasterhalter, stockausschlagfähig, Bienenweide.
Übernahme aus Naturverjüngung oder Pflanzung. Hohen Lichtgenuss sicherstellen. Einbringung nur einzeln bis truppweise. Möglichst geprüftes und zertifiziertes Pflanzgut aus Plantagen verwenden. Form- und Zwieselschnitt. Für Strauchhabitus (z.B. Waldrand) in jedem Bestandesalter vollständig umlichten.
Frühzeitige Sicherung von 100 – 150 Optionen einschließlich Mischbaumarten (Abstand 8 – 10 m). Gegen Ende be messene Förderung von 100 – 150 Optionen. Erhalt leichter Kronenspannung.
Bei Erreichen einer grünastfreien Schaftlänge von 4 – 6 m oder BHD 14 cm vollständige Umlichtung von 70 – 100 Z-Bäumen (Abstand 10 – 12 m) durch Entnahme der Bedränger. Eingriffe anfangs alle 2 – 3 Jahre, später Begutachtung der Z-Bäume alle 5 Jahre und gegebenenfalls Eingriffe. Für Qualitätsholzerzeugung ggf. frühzeitige Grün- und Totastung.